Sinn oder Unsinn?
Erfahrungen mit modernen Prospektions- und Dokumentationsmethoden am Welterbe Limes

Von Thomas Becker

Die Entdeckung und Abgrenzung eines Bodendenkmals hat in der Alltagsarbeit eines Denkmalfachamtes einen hohen Stellenwert. Begründet ist dies nicht nur durch den Forschungsauftrag des Fachamtes im Sinne einer Landesforschung, sondern erzwungen vor allem durch die Bestimmungen des Gesetzes. Dies erwartet für den Schutz des Kulturdenkmals allgemein den Nachweis und, je nach Landesgesetzgebung, auch die exakte Abgrenzung.

Folglich bildet die Prospektion mit diesem Ziel die Grundlage für den Schutz des Bodendenkmals. Dazu finden die verschiedensten Techniken ihren Einsatz, die von der harten Prospektion bis zu den naturwissenschaftlichen, zerstörungsfreien Methoden reichen. Deren jeweilige Auswahl steht in Abhängigkeit zu den planerischen Voraussetzungen, zur Fragestellung bzw. zu regionalen Besonderheiten.

Eine besondere Situation stellt dabei das UNESCO-Welterbe "Frontiers of the Roman Empire / Grenzen des Römischen Reiches" mit seinem nationalen Teil "Obergermanisch-Raetischer Limes" dar. Für die Aufnahme auf die Welterbeliste verlangt die UNESCO eine parzellenscharfe Abgrenzung des Denkmals. Für den Limes wurde diese auf Grundlage der durch die Reichs-Limeskommission vorlegten Untersuchungen von 1894 bis 1937 ermittelt und durch eine Bestandserhebung vor Ort in den Jahren 2000 bis 2002 überprüft [1].

Moderne Prospektionsmaßnahmen fanden in diesem Zusammenhang nur in Ausnahmefällen statt. Am ehesten war dies noch die Luftbildarchäologie, da in den Fachämtern der beteiligten Bundesländer große Bildbestände von Befliegungskampagnen seit den 1970er Jahren vorlagen, die auf Hinweise zum Limesverlauf, vor allem aber zur Struktur der Kastellplätze und deren umgebenden Zivilsiedlungen (vici) gesichtet wurden. Geophyikalische Prospektionen hatten bis 2005 meist das Innere oder das Umfeld der Kastelle im Blick und richteten sich damit vor allem nach aus der Forschung kommenden Fragestellungen. Denkmalpflegerische Ansätze, vor allem der Lagefestlegung und Abgrenzung, waren am Limes die Ausnahme [2]. Auch der flugbasierte oder terrestrische Laserscan fand nur selten unter speziellen Fragestellungen statt, bei denen der denkmalpflegerische Aspekt eher im Hintergrund stand [3].

Limes

Abb. 1
Verlauf des Limes mit Palisade und Graben in geomagnetischer Prospektion in Hohenstein-Steckenroth.
(Messbild: Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR)

Nach der Aufnahme auf die Welterbeliste der UNESCO im Juli 2005 wurde der Einsatz moderner Prospektionsmethoden intensiviert. Dies ist verschiedenen Umständen geschuldet: Zum einen entstand für das Denkmal durch den besonderen Status ein gesteigertes Interesse auch an der Erforschung und Visualisierung. Ebenfalls spielte in den ab 2006 entstandenen Limesentwicklungsplänen der vier Bundesländer die Forderung nach einer präzisieren und aktuellen Denkmalabgrenzung und Substanzdokumentation eine entscheidende Rolle. Und schließlich wurde sehr schnell klar, dass die vorgenommene Kartierung des Denkmals in einigen Bereichen aufgrund des Forschungsstandes zu präzisieren war [4]. Auch bei der weiteren wissenschaftlichen Erforschung des Denkmals rückte die Anwendung zerstörungsfreier Prospektionsmethoden in den Fokus, da die Ausgrabung am Welterbe eine absolute Ausnahme und das letzte Mittel denkmalpflegerischen Handelns sein sollte. Forschungsgrabungen waren im Managementplan der Welterbestätte nicht vorgesehen bzw. hinter eine Aufarbeitung bestehender Desiderate der Forschung angestellt [5]. So wurde die systematische, aber auch anlassbezogene Prospektion mittels geophysikalischer Methoden intensiviert, wobei hier vor allem die Magnetik als kostengünstig im Hinblick auf die zu untersuchende Fläche Anwendung fand. Dabei wurden von verschiedener Seite sowohl systematische Prospektionen an Kastellplätzen [6] wie auch an der Limeslinie [7] (Abb. 1) selbst durchgeführt.

Bedingt durch die Systematisierung des Einsatzes von Airborne-Laserscanning in verschiedensten, vermessungsrelevanten Bereichen gewinnt diese Methode am Limes, aber auch in der Archäologie allgemein immer mehr Bedeutung. Dabei werden am Limes von den vier beteiligten Bundesländern unterschiedliche Herangehensweisen bei deren Nutzung gewählt. Während in Bayern und Baden-Württemberg, für den gesamten Odenwaldlimes und ein Pilotprojekt in Hessen eine systematische Befliegung direkt kommerziell beauftragt werden [8], wird für die übrige Limesstrecke in Hessen und in Rheinland-Pfalz auf die von der jeweiligen Landesvermessung zur Verfügung gestellten Befliegungsdaten zurückgegriffen. Grundsätzlicher Unterschied dabei ist die garantierte Dichte der Befliegungsdaten zwischen vier Punkten pro Quadratmeter bei den Daten der Landesvermessung gegenüber zwölf Punkten bei kommerziell beauftragten. Die systematische Auswertung dieser Daten steht noch in den Anfängen, doch zeigt sich bereits jetzt, dass mit dieser Methode sowohl eine Präzisierung in der Vermessung sichtbarer Teile des Limes ebenso möglich ist wie die Auffindung bislang unbekannter Elemente [9]. Die Anwendung der terrestrisch basierten Version dieser Methode stellt dagegen noch eine absolute Ausnahme dar, vor allem in der Substanzvermessung und -dokumentation [10].

Die Notwendigkeit der Anwendung fotogrammetrischer Aufnahmen von Mauerbestand oder Grabungsbefunden stellt sich am Limes seit der Erhebung zum Welterbe kaum noch, da fast keine großflächigeren Ausgrabungen stattfinden, die eine solche notwendig machen oder sinnvoll erscheinen lassen. Allerdings ist die Substanzdokumentation bei konserviertem Mauerwerk ein Anwendungsbereich, bei dem hierdurch im Rahmen von Nachkonservierungen die Erhebung des erhaltenen Originalbestandes erleichtert wird [11]. Auch die dreidimensional animierte Dokumentation eines Befundes, basierend auf Scannerdaten oder einer umfangreichen Fotodokumentation, findet bislang am Limes keine Anwendung.

Die gesammelten Erfahrungen in den einzelnen Prospektions- und Dokumentationsmethoden am Welterbe Limes bietet die Gelegenheit, eine Reflektion über die Anwendungsmöglichkeiten und den Nutzen dieser Methoden zu ziehen. Der Limes ist dabei ein ideales Referenzdenkmal, da dessen Prospektion meist mit einer Grundannahme über die Lage und das Aussehen geschehen, die eine Evaluation der Ergebnisse möglich machen. Diese Auswertung erscheint vor dem Hintergrund einer durchweg kommerziellen Durchführung der Prospektionen und Dokumentationen und der damit für den Vorhabenträger (Fachamt, Verursacher, etc.) entstehenden Kosten sinnvoll, um für die jeweilige Methoden eine entsprechende Kosten-Nutzen-Bilanz aufzustellen und die geeignete Methode für den jeweiligen Bereich bzw. die jeweilige Fragestellung auswählen zu können.

Geophysikalische Prospektionsmethoden

Eine ideale Grundlage für den Nachweis, die Abgrenzung, aber auch die Strukturermittlung eines Bodendenkmals bilden die verschiedenen Methoden der Geophysik. Dabei findet vor allem die Magnetik aufgrund des geringsten Aufwandes und des damit verbundenen größten Flächenertrages in einer bestimmten Zeit am häufigsten Anwendung. So konnten am 153 Kilometer messenden hessischen Abschnitt des Welterbes Limes an verschiedensten Stellen Untersuchungen mit dieser Methode durchgeführt werden (Abb. 2). Aus der Sicht der Forschung rücken dabei vor allem die Kastellplätze in den Focus, an denen zum Teil überraschende Erkenntnisse zur Siedlungsstruktur der Vici gewonnen werden konnten [12].

Karte

Abb. 2
Verteilung der geophysikalischen Prospektionen am hessischen Limesabschnitt, Stand 2012.
(Kartengrundlage: G. Preuss, Wachenheim. Kartierung hessenArchäologie, Th. Becker)

Messbild

Abb. 3
Bad Schwalbach-Adolfseck, RÜD. Messbild der geomagnetischen Prospektion im Bereich des Kleinkastells (1) und des Limesverlaufes (2).
(Messbild: Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR)

In vielen Fällen stand die Lagepräzisierung des Limesverlaufes und der Turmstellen als Fragestellung im Vordergrund, was mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen beantwortet werden konnte. So fand sich in vielen Fällen der Verlauf der Grenzsicherungselemente, doch lassen sich auch vereinzelte Beispiele benennen, in denen Palisade oder Graben nicht erkennbar sind [13]. Hierbei stellt sich die Frage nach der Ursache dieser Abwesenheit (Abb. 3), die verschieden begründet sein kann. Geht man grundsätzlich von einer Existenz des Denkmals an diesen Stellen aus, so kann zum einen der Substanzverlust, beispielsweise durch Erosion, die Ursache für den fehlenden Nachweis sein. Denkbar ist aber auch, dass die geologischen Verhältnisse bzw. die Verfüllung der Befunde eine entsprechende Resonanz im Messbild verhindern. Dies kann bei dem gezeigten Beispiel am Kleinkastell Adolfseck vermutet werden, wo eine Überdeckung von Palisade und Graben mit Kolluvium möglich erscheint, so dass diese Strukturen sich nicht im Messbild darstellen. Sind die genannten Faktoren auszuschließen, ist grundsätzlich auch über eine variierende Lage des Grenzverlaufes außerhalb der Messfläche nachzudenken und daraufhin die Grundlagen der bisherigen Kartierung zu überprüfen.

Auch bei den Turmstellen und Kastellplätzen stoßen die Methoden der geophysikalischen Prospektion an Grenzen. Am Beispiel der Kleinkastelle lässt sich belegen, dass die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen können. Während bei einem Teil der Anlagen nicht nur die Abgrenzung des Denkmals Erfolg hatte, sondern auch eine Präzisierung der Innenbebauung möglich war [14], gelang bei anderen trotz des Einsatzes verschiedener Messmethoden kaum die Abgrenzung der Anlage. Letztgenanntes gilt beispielsweise für das Kleinkastell Adolfseck, bei dem neben der Geomagnetik (Abb. 3) auch eine Bodenradarmessung vorgenommen wurde, ohne dass über die Ergebnisse der Grabungen durch die Reichs-Limeskommission hinaus Erkenntnisse gewonnen bzw. die Anlage präziser abgegrenzt werden konnten.

Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass die geophysikalische Prospektion am Limes in vielen Fällen zu den definierten Fragestellungen auch Antworten liefern kann. Allerdings bleiben bei einigen Plätzen trotz eines methodengerechten kombinierten Einsatzes der Messmethoden die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück, was sich oftmals durch die regionalen geologischen Gegebenheiten erklären lässt. Daher kann diese Prospektionsart als grundsätzlich geeignet für Fragestellungen der Denkmalpflege und Forschung am Welterbe angesehen werden.

Laserscanning (airborne/terrestrisch)

Das Laserscanning beruht auf der Reflektionseigenschaft von Materie bei Lichteinfall, durch die sich der Abstand zwischen einem Messgerät und der Oberfläche exakt bestimmen lässt [15]. Diese Methode aus der Geodäsie findet in den letzten Jahren auch Eingang in der Archäologie und erlaubt eine strukturgenaue Aufnahme von Befunden. Dabei sind aufgrund der Stationierung des Gerätes zwei verschiedene Anwendungen der Methode zu unterscheiden. Beim Airborne Laser Scanning (ALS) oder Light detection and ranging (LIDAR) wird dieser Laserstrahl von einem Fluggerät aus auf die Erdoberfläche gesendet und auf diesem Wege eine genaues Geländemodell des beflogenen Bereiches aufgenommen. Dagegen ist der Laser beim terrestrischen Laserscan auf dem Boden in der näheren Umgebung des zu vermessenden Objektes positioniert. Beide Methoden unterscheiden sich neben der Gerätepositionierung im Prinzip vor allem durch die Präzision, die beim terrestrischen Laserscan in der Regel höher ausfällt. Dies ist bedingt durch die unterschiedlichen Zielsetzungen beider Methoden, die mit dem Untersuchungsbereich zusammenhängt, der beim ALS aufgrund der großflächigen Aufnahme extrem größer ist. Eine starke verdichtete Punktaufnahme würde hier durch den Aufwand und die Datenmenge den Untersuchungsrahmen sprengen.

Der bereits oben angesprochene Stand der Aufnahme des Limes mittels ALS hat auch Auswirkungen in der Genauigkeit. Während bei der beauftragten, kommerziell durchgeführten Befliegungen zwölf Messpunkte auf dem Quadratmeter garantiert werden, liegt die Punktdichte bei den Aufnahmen bei mindestens vier Punkten pro Quadratmeter. Dies erklärt sich durch die für die Fragestellungen der Landesvermessung weniger hoch anzusetzende Auflösung der Messbilder. Daher ist grundsätzlich die Frage zu stellen, ob durch diesen geringeren Auflösungsgrad ein Informationsverlust stattfindet bzw. die höhere Auflösung für die Fragestellungen am Limes im Sinne eines Denkmalnachweises und einer Denkmalvermessung unbedingt notwendig sind.

Vergleich

Zum Vergrößern auf das Bild klickenAbb. 4
Lich-Arnsburg, GI. Vergleich der ALS-Daten im Schummerungsbild für die Turmstelle 4/56 und dem anschließenden Limesverlauf mit der Punktdichte von vier (links) und zwölf (rechts) pro Quadratmeter (Befliegungsdaten: Hess. Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation / ArcTron GmbH im Auftrag der hessenArchäologie am Landesamt für Denkmalpflege Hessen)

Aus diesem Grunde hat sich die hessische Landesarchäologie entschlossen, in einem ausgewählten Areal von ca. 5 Quadratkilometern eine LIDAR-Befliegung mit einem höheren Punktraster zu beauftragen [16], um die Ergebnisse mit den von der Landesvermessung zur Verfügung gestellten Daten mit geringerer Punktdichte zu vergleichen. Ausgewählt wurde dazu ein Abschnitt des Limes im Bereich der Stadt Lich, bei dem sowohl obtägig erhaltene Bereiche des Welterbes im Wald wie auch eingeebnete Teile im Offenland inklusive eines Kastellplatzes (Alteburg/Arnsburg) beinhaltet sind. Außerdem fanden sich auch Bodendenkmäler anderer Zeitstellung (eisenzeitliche Grabhügelfelder, mittelalterliche Klosteranlage mit genutztem Umfeld) im ausgewählten Areal. Der Vergleich zeigt nun, dass der Limesverlauf und die daran befindlichen sichtbaren Turmstellen bei beiden Punktdichten gut erkennbar sind. Auch der durch diese Befliegung erstmals nachgewiesene zweite Holzturm an der Turmstelle 4/56 kann bei beiden Punktdichten identifiziert und in seiner Ausdehnung abgegrenzt werden (Abb. 4). Kleinteilige Strukturen, wie sie etwa mit dem Palisadengraben am Odenwaldlimes nachgewiesen wurden [17], finden sich im Untersuchungsareal Arnsburger Wald nicht. Am Odenwaldlimes scheint sich aber abzuzeichnen, dass diese kleinteiligen Strukturen auch bei beiden Punktdichten erkennbar sind. Dies deutet sich auch bei der Betrachtung des Limesbereiches zwischen den Kastellen Erlensee-Rückingen und Großkrotzenburg an, wo schwach ausgeprägte Strukturen wie der Begleitweg entlang des Limes, Grabungsschnitte der Reichs-Limeskommission oder der Palisadenverlauf im Doppelbiersumpf in den Messdaten der Landesvermessung erkennbar sind [18].

Burg

Zum Vergrößern auf das Bild klickenAbb. 5
Bad Nauheim Johannisberg, FB. Darstellung der fotogrammetrischen Aufnahme der
Mauern des römischen Signalturms (Legende siehe vergrößerte Darstellung)
(FIAK Cottbus im Auftrag der hessenArchäologie am Landesamt für Denkmalpflege Hessen)

Fasst man diese Beobachtungen zusammen, so scheint die Punktdichte von vier Punkten pro Quadratmeter für die Auffindung und auch die Abgrenzung von bislang unbekannten Strukturen vollkommen ausreichend zu sein. Die Scans mit hoher Punktdichte dienen dabei der Präzisierung der Ergebnisse und dem exakten Vermessen eines bekannten Denkmalbestandes.

Die terrestrische Vermessung mittels Laserscan findet zurzeit eher in Ausnahmen Anwendung am Welterbe, wie etwa zur Substanzdokumentation und -vermessung. Bemerkenswerterweise fand der erste Einsatz dieser Methode in Hessen noch vor der Anwendung von geophysikalischen Prospektionsmethoden am Limes im Rahmen der Substanzvermessung von Kastell und Vicus an der Saalburg statt [19]. Die anderen Anwendungen bisher hatten die Substanzdokumentation beim Kastellbad auf dem Burgberg von Friedberg [20] und bei der Turmstelle 2/47 samt der Grabungsspuren der Reichs-Limeskommission im Vorfeld von denkmalpflegerischen Sicherungsmaßnahmen zum Ziel. Bei außergewöhnlichen Funden besteht ebenfalls die Möglichkeit der Aufnahme und Dokumentation mittels Laserscan, wie die Fund eines Altarpostamentsockels aus Rainau-Dalkingen/Ostalbkreis eindrücklich zeigt [21]. Die gewonnenen Erfahrungen belegen, dass der Einsatz dieser hochauflösenden Methoden in Abhängigkeit zum Objekt und der damit verbundenen Fragestellung sinnvoll sein kann, jedoch beim derzeitigen Aufwand vor allem im Hinblick auf die Kosten in ausgewählten Fällen angewendet werden sollte.

Sonstige Prospektions- und Dokumentationsmethoden

Am Welterbe kommen darüber hinaus auch andere Methoden in den verschiedenen Bereichen zum Einsatz. Die Luftbildarchäologie findet am Denkmal ebenso statt und ergibt auch noch neue Erkenntnisse zu einzelnen Bestandteilen des Denkmals, aber auch zu seiner Erhaltung [22]. Die Durchführung muss aufgrund des hohen zeitlichen und finanziellen Aufwandes punktuell bleiben und kann bei der derzeitigen Personalsituation nicht systematisch durchgeführt werden. Auch ist sie so abhängig von der jährlichen Wettersituation, dass eine periodische Durchführung unsicher bleibt und wenn von der kurzfristigen Einschätzung der Wuchssituation beim Getreide abhängt.

Der Einsatz der Fotogrammetrie findet am Welterbe nur in Ausnahmefällen statt. Sie hängt zum einen mit der weitgehend ausbleibenden großflächigen Grabungstätigkeit zusammen, bei der Befunde aufgedeckt würden, die mittels einer fotogrammetrischen Aufnahme dokumentiert werden müssten. Außerdem gibt es wenig erhaltene Mauersubstanz im aufgehenden Mauerwerk, deren Dokumentation mittels dieser Methode notwendig wäre. So reduziert sich der Erfahrungsschatz auf wenige Beispiele (Abb. 5), bei denen römisches Mauerwerk auf diese Weise aufgenommen und in ihrer Substanz dokumentiert werden konnte [23].

Seit kurzem findet auch die dreidimensionale Dokumentation von Grabungsbefunden mittels Meshing am Welterbe statt [24]. Die Methode ist bislang kaum im Zuge von Ausgrabungen angewandt worden, so dass nur wenige Erfahrungswerte vorliegen. Methodisch bedingt ist aber klar, dass sie kein gesichert maßhaltiges Bild ergibt, so dass das Ergebnis lediglich illustrativen und nicht dokumentativen Zwecken dienen kann.

Erfahrungen am Welterbe und Verarbeitung seitens der Landesarchäologie

Aus der vorausgehenden Darstellung ergibt sich, dass uns heute zu verschiedenen Prospektions- und Dokumentationsmethoden am Welterbe Erfahrungswerte vorliegen, die eine Einschätzung der Anwendbarkeit und dem Nutzen, also dem "Sinn und Unsinn" ermöglichen. Diese Einschätzung kann dabei durchaus auf Bereiche der Bodendenkmalpflege außerhalb des Welterbes Limes ausgedehnt werden (Tab. 1).

Methode Einschätzung
Geophysikalische Prospektion Methode der exakten Lagebestimmung, Forschungsfragen, regional eingeschränkte Einsatzmöglichkeit
Luftbildarchäologie unsystematisch einsetzbare Prospektions- und Dokumentationsmethode
Airborne Laser Scaning / LIDAR Methode der Prospektion, nur regional sinnvoll, Auflösung in Abhängigkeit von Fragestellung
Terrestrischer Laserscan Methode der Dokumentation, hohe Auflösung, selektiver Einsatz
Fotogrammetrische Dokumentation Einsatz in Einzelfällen zur Dokumentation (Bestand, Grabung)
3D-Grabungsdokumentation Einsatz in Einzelfällen als zusätzliche Dokumentationsmethode, kein Ersatz für konventionelle Dokumentationsmethoden

Tabelle 1
Auflistung der verschiedenen, am Welterbe Limes angewandten Prospektions- und Dokumentationsmethoden mit kurzer Einschätzung von Anwendbarkeit und Nutzen.

Die Anwendung der beschriebenen Prospektions- und Dokumentationsmethoden muss generell einem festgesetzten Ziel folgen. Dabei kann beispielsweise die präzise Vermessung ebenso im Focus stehen wie die Illustration des Denkmals zum Zwecke der Vermittlung. Das Vorgehen muss aber im Rahmen der durch die jeweilige Landesarchäologie festgesetzten Vorgaben stehen, vor allem, wenn es um die Dokumentation eines Kulturdenkmals vor seinem Verlust, also der archäologischen Ausgrabung, stattfindet. Hierzu haben verschiedene Fachämter Richtlinien für die Durchführung und Dokumentation von Ausgrabungen festgesetzt, die maßgebend für alle, die im jeweiligen Bundesland Ausgrabungen durchführen, sind. Diese Richtlinien sehen die Einbindung digitaler Dokumentationsmethoden in einem bestimmten Rahmen vor, was sich vor allem auf die direkte Befundaufnahme mittels Tachymeter oder Fotogrammetrie bezieht. Zum Teil sind hierzu Einzelabsprachen mit dem Fachamt notwendig [25]. Die Grabungsrichtlinien sehen den Umgang mit anderen Dokumentationsmethoden bislang nicht vor, was nicht nur an der kurzfristigen Einführung dieser Methoden, z.B. des terrestrischen Laserscans, innerhalb der Archäologie liegt. Es sind Fragen der nachhaltigen Datensicherung ebenso offen wie die Zugänglichkeit der Daten im Rahmen wissenschaftlicher Bearbeitung und öffentlichkeitswirksamer Präsentation. Außerdem muss auch aus wettbewerbsrechtlicher Sicht ein Standard definiert werden, der zum einen den Anforderungen einer sachgerechten Dokumentation entspricht, zum anderen aber auch im leistbaren Rahmen der anbietenden Grabungsfirmen liegt.

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Deutsche Limeskommission (Hrsg.), Managementplan 2010-2015. UNESCO-Welterbe Grenzen des Römischen Reiches: Obergermanisch-Raetischer Limes. Beiträge zum Welterbe Limes Sonderband 1 (Bad Homburg 2010).

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Anmerkungen

[1] Becker 2002. Bender 2001.

[2] Unter den von E. Schallmayer zusammengestellten geophysikalischen Prospektionsmaßnahmen fanden im Zeitraum 2002 bis 2006 bei einer Gesamtzahl von zwölf lediglich fünf vor 2005 statt (Schallmayer 2008).

[3] Schaich 2001.

[4] Rabold 2008.

[5] Deutsche Limeskommission 2010, 19-20 Pkt. 6.2.1.-6.2.4.

[6] Fassbinder 2008. Fassbinder 2010 (bay. Kastelle). Mischka/Moneta 2012 (bay. Kastellvici). von Kaenel/Wenzel 2010 (Lich-Muschenheim "Alteburg/Arnsburg"). Becker/Buthmann 2010. Becker/Buthmann 2011 (Idstein-Heftrich).

[7] z.B. Becker 2012a, 209-210.

[8] Bayern: Valenta 2011. Baden-Württemberg: Bender/Thiel 2010. Hessen: Göldner 2012 (Odenwaldlimes). Becker/Bergmann/Dorn/Recker 2010 (Pilotprojekt Arnsburger Wald).

[9] Becker/Dorn 2009.

[10] Becker/Lindenthal 2002.

[11] Becker/Faulstich/Lindenthal 2011a. Becker/Faulstich/Lindenthal 2011b.

[12] Becker/Riese/von Kaenel, Zickgraf 2009. Becker/Buthmann 2011.

[13] z. B. Schallmayer 2008, 64 Abb. 9.

[14] Becker 2008, 90. Becker 2012b.

[15] Schaich 2009, 35.

[16] Becker/Bergmann/Dorn/Recker 2010, 18-20.

[17] Göldner 2012.

[18] Becker/Dorn 2009.

[19] Schaich 2001.

[20] Becker/Lindenthal 2012.

[21] Bender 2012, 111-113.

[22] Rupp 2012. Becker/Kleeberg 2012.

[23] Als Beispiel mag die Dokumentation und Konservierung des Mauerwerks des Signalturms auf dem Johannisberg bei Bad Nauheim gelten: Becker/Faulstich/Lindenthal 2011a. Becker/Faulstich/Lindenthal 2011b.

[24] siehe Beitrag B. Fritsch.

[25] LVR-ABR, Prospektions- und Grabungsrichtlinien für drittfinanzierte archäologische Maßnahmen Stand 2011, S. 30 Punkt 6.1 (http://www.bodendenkmalpflege.lvr.de/denkmalschutz_prakt_bodendenkmalpflege/richtlinien_2011.pdf; letzter Zugriff: 29.11.2012). BLfD, Vorgaben zur Dokumentation archäologischer Ausgrabungen in Bayern Stand 2010, S. 16 Punkt 4.5 (http://www.blfd.bayern.de/medien/dokuvorgaben_05_2012.pdf; letzter Zugriff: 29.11.2012). Bldam, Richtlinien zur Grabungsdokumentation, S. 20, Punkt 1.1 (http://www.bldam-brandenburg.de/images/stories/PDF/richtlinie_grabungsdok_mit_ergaenz_2010.pdf; letzter Zugriff: 29.11.2012). Die Grabungsrichtlinien vom LfDH, hessenArchäologie sehen für diesen Bereich bislang keine Festsetzungen vor (http://www.hessen-archaeologie.de/Gesetzl_-Bestimmungen/Grabungsrichtlinien/grabungsrichtlinien.html; letzter Zugriff: 29.11.2012).
[ LVR-ABR: Prospektions- u. Grabungsrichtl. f. drittfinanzierte archäol. Maßnahmen - PDF ]
[ BLfD: Vorgaben zur Dokumentation archäologischer Ausgrabungen in Bayern - PDF ]
[ BLdam: Richtlinien zur Grabungsdokumentation - PDF ]
[ LfDH: Richtlinien zur Grabungsdokumentation - PDF ]